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Mit gemischten Gefühlen zurück aus Mallorca- der Sinn des Lebens

Seit einigen Jahren nehme ich regelmässig an Tierschutzeinsätzen teil. Mit ANIMARIS bin ich im letzten Jahr mehrere Male nach Rumänien gefahren und konnte danach immer sagen, ich bin zwar unglaublich erschöpft und müde, aber irgendwie doch zufrieden und glücklich, über alles was wir geschafft haben.

Nach diesem Mallorca Einsatz fühle ich mich irgendwie anders. Ich bin traurig. Ich bin natürlich unheimlich stolz auf die grosse Anzahl Katzen, welche wir kastrieren konnten. 308 Katzen in einer Woche! Unglaublich. Aber wenn ich an die Katzen auf Mallorca denke, welche uns begegnet sind, und an alle die, welche wir nicht gesehen haben, werde ich sehr nachdenklich.

Wilde Katzen fängt man mit Fallen, man kann die Tiere nicht anfassen, sie nicht streicheln. Und doch entwickelt man durch die vielen Stunden, die man damit verbringt, eine Kolonie zu beobachten, während dem man darauf wartet, dass eine Katze in die Falle geht, eine Beziehung zu den Katzen. Da gibt es die kleine, freche schwarze, welche ständig um die Falle schleicht und doch nie reingeht. Der schielende Kater mit dem verletzten Bein. Die Katze mit dem schlechten Auge... und so weiter und so fort. Es ist ein eigenartiges Gefühl, die hungrigen Katzen in die Falle zu locken, die dann zuschnappt. Man schaut zu, wie die Tiere sich aufregen, weil sie rausmöchten, aber nicht können. In diesen Momenten ist es wichtig, sich das grosse Ganze vor Augen zu halten, warum wir dies tun! Nicht um des Individuums Willen sondern um das Leid von zukünftigen Generationen, welche noch nicht mal geboren sind, zu verhindern.

Mir wurde der Sinn des Ganzen wieder unglaublich klar durch die Geschichte der kleinen schwarzen Katze, welche uns fast die ganze Woche begleitet hat und am Schluss ein trauriges Ende fand.

Bereits am ersten Abend erwähnte eine Einheimische, dass es in „ihrer“ Kolonie eine kleine schwarze Katze gäbe, die extrem schlechte Augen habe und die man, wenn möglich, einfangen und zum Tierarzt bringen solle. Am nächsten Tag haben wir die Katze dann gesehen: Ganz klein, viel zu klein für ihr Alter. Der lange Schwanz und die grossen Pfoten wirkten bizarr im Vergleich zu dem restlichen unglaublich kleinen Körper. Auf den ersten Blick hätte man denken können, dass es sich um eine sehr junge Katze handelte. Beim genaueren Hinsehen konnte man erkennen, dass die Katze einfach extrem dünn und unterentwickelt war. Natürlich hatte die Kleine auch kein Interesse am Futter, wodurch wir sie am ersten Tag nicht einfangen konnten.

Am nächsten Tag sass die Katze erneut, oder immer noch, an der gleichen Stelle wie am Vortag, zusammengekauert, mit aufgestelltem Fell. Erneut kein Interesse am Futter. Wir entschieden uns dazu, zu versuchen, sie von Hand einzufangen. Die Verfolgungsjagd war nur kurz, da die Katze wirklich extrem schwach war. Als sie gepackt wurde, hat sie sich zwar kurz gewehrt, sich dann aber schnell ergeben. Im Auto habe ich die kleine schwarze Katze unter die Jacke genommen, um ihr etwas Körperwärme zu spenden. Die Katze fühlte sich eiskalt an, sie bestand ja auch nur aus Haut und Knochen. Nach wenigen Minuten begann dieses kleine Wesen zu schnurren und hat sich richtiggehend an mich gekuschelt. Katzen schnurren bekannterweise auch aus Stress, aber das ganze Verhalten dieser Katze deutete darauf hin, dass sie sich wohl fühlte. So wohl, wie sie sich in ihrem kranken Körper überhaupt fühlen konnte. Die Katze litt natürlich auch an Katzenschnupfen, hatte ganz verklebte, eingesunkene Augen und eine verstopfte Nase. Nachdem die Nase geputzt war, hat die Kleine mit gutem Appetit gefressen. Aufgrund der massiven Dehydratation wurde sie an die Infusion gehängt und weitere unterstützende Massnahmen wurden getroffen. Leider hat sich der Zustand der Katze während den nächsten Tagen ständig verschlechtert und sie ist schlussendlich am Tag unserer Abreise verstorben.

Warum mich der Tod dieses kleinen Wesens so traurig macht? Weil es vermutlich nie gelebt hat. Weil es in seinem kurzen Leben vermutlich keinen schönen Tag gab. Ich frage mich: Was war der Sinn dieses Lebens? Es ist aus der extremen Katzen-Überpopulation auf Mallorca entstanden. Es werden Tiere geboren, die keine Chance auf Leben haben, die aber trotzdem Wochen oder Monate vor sich hin vegetieren, bevor ihr kurzes Leben wieder zu Ende geht. Die einzige Möglichkeit, dieses Leid zu verhindern, besteht darin, die bereits lebenden Katzen zu kastrieren. Das ist der Sinn unseres Engagements und auch wenn man beim Einfangen, Kastrieren und Freilassen von wilden Katzen nicht die Dankbarkeit der Tiere zu spüren bekommt, wie teilweise beim Umgang mit Hunden in Tierheimen, wird einem durch einzelne kleine Geschichten, wie die der schwarzen Katze, die Wichtigkeit dieser Aktionen bewusst.

Auch wenn mich dieser erste ANIMARIS Einsatz auf Mallorca extrem nachdenklich stimmt, kann ich es kaum erwarten, die begonnene Arbeit fortzuführen. Die Katzen auf Mallorca haben definitiv mein Herz gewonnen!

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