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Katzenkastrations-Aktion in Rumänien

Es war soweit: nach einer einstündigen Autofahrt vom Flughafen in Timisoara hatten wir Lugoj erreicht. Der vor zwanzig Jahren ausgewanderte Schweizer Tierschützer, Otto, hiess uns herzlich willkommen und fuhr uns kurze Zeit später in den Dog Park. Auf diesen Moment haben wir uns besonders gefreut, denn auch wenn wir uns im Vorfeld viele Videos und Fotos angeschaut hatten, so war das persönliche Aufeinandertreffen mit den Tieren besonders. Noch etwas zurückhaltend traten wir in einen der riesigen umzäunten Zwinger. Es dauerte wenige Sekunden und wir waren von Fellnasen umzäunt, die uns freudig wedelnd begrüssten. Da wussten wir: jetzt sind wir angekommen. Otto machte uns mit allen bekannt und erzählte uns von ihren Schicksalen.

Ich war erstaunt, wie fröhlich die Hunde auf ihnen unbekannte Menschen reagierten, wo doch die meisten von ihnen einst herzlos ausgesetzt wurden. Die Sauberkeit jedes Zwingers überraschte mich ebenfalls. Und wenn ich mir beim einen oder anderen Hund dachte, dass ich ihn gerne mit nach Hause nehmen würde, so wusste ich, dass die Dog Park-Bewohner hier ein schönes Leben mit coolen Kumpels verbrachten.

Am nächsten Tag hatte ich die Gelegenheit, das städtische Tierheim zu besuchen. Ich war mir lange nicht sicher, ob ich diesen Schritt wagen sollte. Davon überzeugt, dass sich die Heimbewohner über ein paar Streicheleinheiten freuen würden, stieg ich ins Auto.

Klein, kalt, schmutzig. Mit diesen drei Worten lässt sich das Tierheim meiner Ansicht nach beschreiben. Es sei aber auch gesagt, dass sich rund die Hälfte eines Zwingers im Hausinnern befindet und die andere in den Innenhof ragt, wo die Vierbeiner warme Sonnenstrahlen spüren und frische Luft schnuppern können. Manche Hunde fingen vor Aufregung und Freude an zu zittern, wenn man sie durch den Maschenzaun hindurch zu streicheln versuchte. Andere gingen in Kampfstellung und wollten mich mit ihrem drohenden Knurren und Gebell verjagen Ich überlegte mir, wer wohl das bessere Leben lebte: die auf der Strasse lebenden, aber von vielen lieben Menschen gefütterten Hunde, oder die im Tierheim eingesperrten, auf ein neues Zuhause wartenden.

Nach einigen Vorbereitungsarbeiten, wie zum Beispiel das Zusammensetzen neuer Transportboxen, konnte es spätabends endlich losgehen. Mit Thunfisch und Stirnlampen ausgerüstet, machten wir uns an die Einfangaktion. Verschiedene Teams fuhren zu verschiedenen Standorten, wo man wilde Katzen gesichtet hatte. Nachdem wir das Quartier zu Fuss nach Katzen abgesucht hatten, stellten wir an jenen Stellen, wo wir welche entdeckt hatten, die Lebendfallen mit etwas Thunfisch als Lockmittel auf. Nun hiess es warten. Unsere Geduld und der Durchhaltewille trotz kalten Temperaturen wurden belohnt. Total 12 Katzen hat unser Team eingefangen.

Am nächsten Morgen wurden wir wieder in verschiedene Teams eingeteilt. Während die meisten von uns sich erneut auf Einfangsaktion machten, durfte ich mit in die Tierklinik. Ich war für die Recovery verantwortlich. Während mehreren Kastrationseinsätzen in der Schweiz durfte ich bereits wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich machen. Wie Recovery in Rumänien definiert wird, wusste ich jedoch nicht. Schnell wurde mir klar, dass Selbstorganisation hier grossgeschrieben wird. Es dauerte eine Weile, bis ich alle nötigen Hilfsmittel zusammen hatte und mich meiner Aufgabe widmen konnte. Ich führte eine Liste, auf der ich mir notierte, um welche Zeit welche Katze bei mir eintraf. So konnte ich bei Langschläfern nahschauen, wie lange sie effektiv schon im Schlummerland waren. Nach fünf bis zehn Minuten Aufenthaltszeit konnte ich die Klemme am Ohr entfernen, die für den blutlosen Earcut benötigt wird. Regelmässig warf ich einen Blick in die Transportkistchen und vergewisserte mich, dass es den Katzen gut geht, sie sich normal verhalten und ein sauberes Kistchen behausten.

Es war ein langer und anstrengender Tag, der mich mit viel Freude erfüllte. Insgesamt 99 Katzen konnten an diesem Tag kastriert und ihnen somit ein ruhigeres und besseres Leben geschenkt werden.

Dann war es auch schon wieder Zeit für mich, mich zu verabschieden. Mit unglaublich vielen Eindrücken im Gepäck machte ich mich auf den Heimweg.

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